Dienstag, 27. März 2007

Aufholjagd die 2. (Tag 21 - Tag 24)

Freitag (16.3.)

Der Tag fing schon nicht gut an. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, keine Minute und bin dann morgens mit Halsweh aufgewacht (sofern man da überhaupt von "aufwachen" sprechen kann), und ich weiß was mir dann blüht. Im Endeffekt war es die logische Konsequenz aus meinem ungesunden Schlafverhalten der letzten Tage. Wenn ich zu wenig Schlaf hab gehts steil bergab. Das war schon immer so, und wird auch immer so sein. Ich war also quasi selber Schuld. Fleißig wie ich bin hab ich morgens noch versucht ein paar Aufgaben zu machen. Aber irgendwann war zappe. Ich hab mich ins Bett gelegt, und konnte mich kaum noch rühren. Ich bin dann noch in den Unterricht (mittags), bin aber nach einer Stunde gegangen. Ich muss ja zugeben, sooo schlecht gings mir gar nicht. Aber ich hab auch nix verstanden :) Also bin ich gegangen. Ich bin einfach insgesamt meistens zu müde, da muss ich was ändern. Aber das ist echt schwer. Die Zeit vergeht so schnell, und es gibt immer soviel zu tun...

Ich hab mich dann ins Bett gelegt, und ein wenig das Internet unsicher gemacht. Dann kam SunYoung und hat gefragt, ob ich mit ins Karaoke will (genaugenommen hatte sie schon am Tag vorher gefragt, aber ich verzerre mal eben die Umstände um das Verständnis zu erleichtern, wie ich es schon einige Male getan hab :), oft auch einfach weil ich vergessen hab wiew wirklich war). Ich hab mich nicht gut gefühlt, und meine Stimme war absolut im A...., aber trotzdem hab ich zugestimmt. Ich hab gedacht, was solls? So schlecht gehts mir nicht und schlafen kann ich grad sowieso nciht. Also auf...

Wir sind in so ein Riesen-KaraokeTeil gegangen, direkt in einem der tausend Einkaufszentren in XuJiaHui (die Metro-Station, die dem Viertel so ein wenig seinen Namen aufdrückt, auch wenn das Viertel eigentlich XuHui heißt). Die Bilder sind mies geworden, aber trotzdem online. Ich zeig hier jetzt aber keins. War insgesamt auch nicht so der Hit. Vorallem weil die Karaoke-Maschine ziemlich mies war. Kaum Auswahl (zumindest was englische Sachen angeht, und auch koreanische waren nur schlecht vertreten, laut SunYoung). Es war trotzdem lustig, da auch noch der Tom (der Koreaner der so gut singen kann) mit war. Das war schon cool. Leider war meine Stimme im Eimer. Egal...Ist halt karaoke. Hab ich vorher noch nie gemacht, und fands auch nicht so toll. Aber jedem das seine. Wirklich wohl fühl ich mich nur mit meiner Gitarre. Koreanter, Japaner und Chinesen stehen auf jeden Fall ohne Ende auf Karaoke.

Danach sind die Carolin und ich noch mit dem Tom was essen gegangen, in einem Restaurant in der Nähe:

Von Leute


Die Kommunikation mit ihm gestaltet sich äußérst schwierig z.T. , da er kaum englisch spricht, und sein Chinesisch noch schlechter ist. Koreanisch kann ich dummerweise nicht. Aber es geht schon irgendwie. Zur Not mit Händen und Füßen, anstrengend aber lustig.

Tja, dann hab ich auch noch dem Leon abgesagt. Mit ihm wollte ich mich ja eigentlich am Samstag treffen, in seiner neuen Wohnung. Aber das war mir dann doch zuviel, mit der kleinen Erkältung. Ich mich dann dazu gezwungen zu Hause zu bleiben, und tatsächlich mal ein wenig früher schlafen zu gehen.


Samstag (17.3.)

Und tatsächlich hab ich mal ausnahmsweise richtig ausgeschlafen. Und ich war dann auch das ganze Wochenende mehr oder weniger nur im Wohnheim. Ist schon seltsam so ein Studentenleben etwas aus der Ferne zu erleben. Am Wochenende sind ALLE auf den Beinen, und gehen auf tausend Partys. Joen ist dann quasi gar nicht da :) Und jeder fragt jeden was er denn heute mache und jeder wünscht jedem ein schönes Wochenende. Ist schon nett. Ist schon fast ne kleine Familie. Vorallem weil man viele Leute wirklich jeden Tag sieht, da gewöhnt man sich richtig aneinander. Ich hab den Samstag sehr ausgiebig mit Nichtstun verbracht, und schlafen, und erholen. Von 18:00 - 21:00 hab ich glaub ich noch ein wenig gelernt, aber nicht mehr so richtig.

Sonntag (18.3.)

Ich geh ja jetzt immer in die Kirche, und versuch dort im Chor zu singen. Ich hatte mich mit Claire (die aus Singapur, die Englisch UND Chinesisch kann :) für 9:30 verabredet, für die Probe des Chores. Ich war dann auch rechtzeitig da (schrecklich, Sonntags so früh aufzustehen...). Das Singen war recht interessant. Die Gesangsbücher enthalten nämlich keine Noten, sondern stattdessen Zahlen, die die relative Tonhöhe angeben (oder anders gesagt: Do Re Mi Fa So La Di). Die Notation war mir neu, und hat das ganze noch viel schwerer gemacht, als es so schon war. Denn in den Büchern steht natürlich kein PinYin oder Latein (manche schon), sondern Zeichen. Die kenn ich zum Großteil nicht, aber irgendwie ging das dann schon. So unbegabt bin ich ja nicht. Es war dann auch ganz nett in der Messe mal weit vorne zu stehen, und tatsächlihc was sehen zu können. Das war bisher nämlich ein wenig schwierig. Ach ja, das Vater unser gabs natürlich auch wieder:

Von Shanghai


Und das wird nicht gesprochen, sondern gesungen, wie alles andere auch. Das machts z.T. echt schwer, weil die Melodien alles andere als leicht sind. Da muss ich noch ein paar Mal hin. Wenigstens sind sie immer gleich, aber gaanz anders wie bei uns.

Es gibt ja immer eine Probe davor und eine nach der Messe. Die danach war wesentlich lustiger, und wir haben ein Stück für nächste Woche Sonntag eingeübt. Das war sogar komplett in Latein (ein Sanctus) und somit konnte ich aus voller Brust singen. Erst recht spät hab ich gemerkt, dass die Chorleiterin mich in den Tenor gesteckt hat. In St. Marien sing ich eigentlich nur Bass, weil mir der Tenor auf Dauer zu anstrengend ist. Ich müsste mal an meiner Atemtechnik arbeiten, und meine Stimme tranieren. So war das auf jeden Fall ganz schön hoch. Und trotzdem wurde ich von allen immer wieder gelobt wie toll ich singen könnte. Boah, das war seltsam, weil ich das irgendwie anders empfinde. Ok, ich hab einigermaßen die Töne getroffen. na ja...

Und wie überall haben sie mich direkt in ihr Herz geschlossen :) (*selbstüberschätz*). Immer wieder wurde die Probe unterbrochen, und alle haben mich irgendwas gefragt, was ich dann entweder nich verstanden hab, oder nicht ausreichend beantworten konnte. Aber allen waren glücklich. Sie wollen mir jetzt alle helfen mein Chinesisch zu verbessern. Eine Sache hat mich ziemlich genervt. Als sie rausbekommen haben dass ich Deutscher bin, hat die Chorleitern angefangen von wegen Marschhaltung, Hitler und Hitlergruß. Und alle fandens tierisch lustig. Mich nervts immer wieder, wenn man als deutscher so stereotyp betrachtet wird, und als erstes mit dem 3. Reich in Verbindung gebracht wird. Das ist definitiv nicht überall so. Aber vorallem bei den älteren Generationen (und zunehmend auch wieder bei der Jugend) ist das die erste Konnotation mit Deutschland. Das war in Serbien auch schon so, und ist wohl auf der ganzen Welt so. Wie gesagt, es sind nicht alles so. Aber es ist schon krass dass die das so locker nehmen, und eigentlich keine Ahnung haben oder es eben nicht ernst nehmen. Danach war meine gute Laune kurzzeitig flöten. Ich kann das nicht so gut einfach mal wegstecken.

Dann gings wieder zurück, noch was mit der Caro gegessen, und dann den Restsonntag mit Lernen verbracht.


Montag (19.3.)

Schon wieder ein Montag. Montag ist hier für mich fast noch schlimmer als in Deutschland. Weil die erste Stunde Listening ist, und das ist einfach schrecklich. Aber mittlerweile hab ich zum Glück ne neue Technik entwickelt: Ich lerne Zeichen. das ist wesentlich sinnvoller, als mitarbeiten, zumindest noch. Mal schauen. Außerdem ist Montag als Wochenanfang schrecklich, weil ich meistens noch nen Berg Hausaufgaben vor mir hab, den ich doch wieder nich abarbeiten konnte. Und diesmal war ich noch krank dazu. Wenigstens gings mir schon etwas besser, nur meiner Stimme nicht. Und Kopfweh hatte ich mittlerweile auch immer öfter. Lustigerweise haben wir an diesem Tag in Reading mit einer Lektion angefangen in der es ums Krank-Sein geht (我病了 = wo bing le). Ein klein wenig Ironie am Rande...

Ein kleines Highlight wartete abends auf uns. Nach dem Unterricht sah ich einen neuen Aushang. In dem ging es um die berüchtigte "Language Practice". Das war bisher ein Mysterium, weil auf unserem Semesterplan eben nur diese zwei Worte standen, für eine ganze Woche! Also was ist es? Ich habs ja schon erzählt, da ich aus der Reihenfolge gekommen bin. Es ist wie gesagt dieser Städte-Trip, bei dem wir uns zwischen BeiJing, Xi'an, KaiFeng und TaiShan entscheiden mussten. Ich fahr nach TaiShan wie hier
beschrieben. Wird verdammt cool. Auf jeden Fall herrschte dann erst Mal kaum noch ein anderes Gesprächsthema unter den Studenten. "Wo fährst du hin?", "Ich fahr nach Peking!!!", "Bin ich überall schon gewesen.." usw. Und auch jetzt immer noch, eine Woche später. Ich hoffe gerade, dass sich genug Leute gemeldet haben für TaiShan. Denn wenns weniger als 20 sind, fällt die Fahrt aus. Das wär verdammt scheiße. aber dann geh ich eben selber auf Tour :) Danach war nicht mehr viel los.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Randolf,
also mich hat es auch schockiert, als ich gelesen habe, dass die im Chor dann mit dem Hitlergruß angefangen hat. Da fragt man sich tatsächlich warum die das so auf die leichte Schulter nehmen und vor allem wird man ja auf ne Art und Weise auch bloßgestellt. Ich finds einfach schade, dass man als Deutscher automatisch damit in Verbindung gebracht wird. Klar, die dunkle Vergangenheit ist da und vergessen soll man es nicht. Aber bei Deutschen sofort daran zu denken find ich dann auch nicht fair, vor allem weil unsere Generation nichts mehr damit zu tun hat (abgesehen von den Ausnahmen die es leider gibt).
Gruß, Julia

Anonym hat gesagt…

...ja, es ist leider so, dass die Leute nicht wirklich Bescheid wissen, was so los war bei uns. Vielleicht haben sie ihre spärlichen Infos aus schlechten Filmen? Auf jeden Fall wird die Sache sehr locker gesehen bis, ja, bis man ihnen ein paar interessante Links mit Infos gibt und *schwups* schon sind sie auch "betroffen".

@Randorf: wollte nur mal anmerken, dass ich auch ein fleissiger Leser Deines Blogs bin und mich an dieser Stelle für Deine Schreibwut bedanken! ;)

Gruss,
Thomas