Sonntag, 25. Februar 2007

Tag zwei

Jetzt sitz ich doch schon wieder hier ("das ist mal ein wahrer Satz", sagt die Carolin, die gerade neben mir sitzt. Sie meint ich koennte keine zwei Tage ohne Internet auskommen. Stimmt :)

Sorry, dass es jetzt quasi zwei neue Eintraege auf einmal gibt. Das hat gestern mit dem Veroeffentlichen nicht geklappt. Egal, habt ihr mehr zu lesen...

Also, was ist heute so passiert? Wir hatten uns vorgenommen, mal ein wenig die Stadt zu erkunden. Wir dachten, dass sowieso nicht soviel auf sein wird. Ist ja schliesslich Sonntag. Aber irgendwie hat man davon nix gespuert. Alle Geschaefte sind auf, und sogar ein paar Banken, die gestern nicht mal auf hatten. Seltsam. Hatte eine sehr unruhige Nacht. Liegt wahrscheinlich an der Zeitumstellung. Bin schon um 20:30 schlafen gegangen, weil ich von dem Flug so fertig war. Und dann war ich schon wieder um 23:00 wach, dann wieder um 3:00 und dann wieder um 7:00. Aufgestanden bin ich aber erst um kurz nach 8, als draussen auf einmal ein MegaLaerm eingesetzt hat. Ich schau zum Fenster raus, und da geht kaum 50m entfernt ne riesige Qualmwolke in die Luft. Scheinbar ist da ein Feuerwerk etwas schiefgegangen. Hat sich echt uebel angehoert, so dass ich sogar durch meine Ohrenstoepsel wach geworden bin. Sowieso hoert man hier immer noch sehr viel Feuerwerk (gesehen hab ich aber noch keins), es war ja schliesslich neujahr am 18. Und ueberall wird von diesem bloeden kleinen Schwein genervt (denn es ist ja das Jahr des Schweins :) Hier ein Stofftier, da ein Plakat, dort ein Video, hier ein RIESIGER Schweinekopf. Und ueberall Glueckwuensche fuers neue Jahr.

Ich hatte ziemlichen Hunger als ich aufgewacht bin. Was fruehstueckt man in China? ich weiss es immer noch nicht, weil wir dann nicht in die Mensa sind, sondern in einen Supermarkt. Und dann ab in die Stadt, mit der Metro Richtung PuDong, DAS Viertel in Shanghai, das modernste und tollste was man grad dort findet. Und dort sind auch diese markanten Gebaeude, die man aus dem Fernsehen kennt. Ich hab mir dann auf dem Weg dorthin bei einem Stand einen kleinen Teigfladen mit - ich glaube ner Art Kebabfleisch - gekauft. War eigentlich ganz gut und hat mich ziemlich satt gemacht.

Dann haben wir uns die Umgebung angeschaut. So richtig schoen ist das alles eigentlich nicht. Man merkt doch den kommunistischen Ursprung, aehnlich wie in Belgrad, wo ich doch einige Male war. Hier ist es dann richtig krass, dass neben diesen alten, verfallenen Gebauden hypermoderne Kloetze stehen. Unfassbar, was hier zum Teil steht. Und alles schrecklich bunt und blinkend. Ueberall Leinwaende und Schrifttafeln. Na ja, so ists halt. Ansonsten ist Shanghai wie jede andere Grossstadt. Sehr viele Menschen, sehr viele Geschaefte, sehr viele Autos und auch viel zu sehen. Mit vielen Menschen mein ich SEHR viele Menschen. Gestern wars noch nicht so schlimm. Aber heute...krass. Besonders interessant ist das, wenn eine Metro-Bahn kommt. Die Tueren gehen auf, und hunderte stroemen rein und raus. Und das jedesmal, alle paar Minuten. Aber das Verkehrssystem hat bis jetzt wunderbar funktioniert. Hab zwar nur die Metro benutzt, aber die klappt super.

Der Verkehr hier ist sehr chaotisch. Jeder faehrt wann und wo er will. Besonders die Taxifahrer, die einem immer und ueberall freundlich entgegenhupen, um potentielle Fahrgaeste aufzuschaeuchen, sind radikal. Hier bleibt man erst fuer einen Fussgaenger stehen, wenn der Aufprall nicht mehr zu vermeiden ist. So passiert es sehr oft, dass man laeuft, ein Taxi auf einen zukommt, und dann ganz langsam einfach weiterrollt. Da bleibt man dann irgendwann doch lieber stehen. Zum Teil fahren die sogar bei Rot. Ok, die Fussgaenger bleiben auch nciht unbedingt bei Rot stehen, aber als ein solcher ist man sowieso in der schwaecheren Position.

Ganz lustig ist die MiniStrasse, die es auf jeder Strasse gibt, ganz am Rand, und ein wenig abgetrennt, fuer Zwei-Rad-Fahrzeuge. Aber die sind z.T. noch rabiater und bleiben am liebsten gar nicht stehen. Denn der normale Chinese hat keine Zeit. Das merkt man immer dann, wenn es darum geht sich irgendwo anzustellen oder reinzukommen. Ob an der Kasse, am Fressstand oder am Metro-Bahnsteig. Man muss selber immer drauf aufpassen, dass man nicht doch wieder auf die naechste Bahn warten muss. Aber das liegt wohl vorallem an der Masse an Menschen. Da gewoehnt man sich dran.

Sowieso wars heute schon wesentlich angenehmer durch die Strassen zu gehen. Es ist immer noch alles sehr befremdlich und ich freue mich bei jedem auslaendischen Gesicht, dass ich nicht ganz so ein Aussenseiter bin. Denn die Chinesen ueberwiegen. Haett ich nicht gedacht. Und dann auch noch sooo viele Menschen! Manch einer waer hier ueberfordert. Mal schauen wie ichs schaffe.

Ein paar Worte noch zum Geld hier. Es ist echt guenstig hier zu leben. Alles ist viel guenstiger, besonders das Essen. Sogar Markenprodukte wie Snickers kosten nur ein Bruchteil dessen, was sie in Deutschland kosten (3 Yuan = 30 Cent). Das merkt man vorallem wenn man Essen geht. Wir waren heute in einem RIESIGEN Einkaufszentrum in PuDong gewesen (dieses neue Viertel) und dort gabs alles was man sich nur vorstellen kann. Ewig viele Geschaefte (eigentlich nur westliche: H&M, Adidas, C&A, Promod, Zara, ToysRUs, und noch viele viele mehr, vorallem DesignerLaeden), ein ganzer Stock nur mit Restaurants (darunter ein McDoof, ein BurgerKing und zwei KFCs (= Kentucky Fried Chicken), ein Kino, ein Fitnessstudio, ein riesiger Kinderplatz, eine Spielhalle (die knallvoll war) und natuerlich viele Menschen. Wir haben bestimmt ne viertelStunde gebraucht, bis wir einmal an allen Restaurants vorbeiGELAUFEN waren, ohne mal stehenzubleiben und gucken was die so haben. Wir sind dann in ein Thailaendisches (Thai Thai) gegangen, weil das im Lonely Planet (ein Reisefuehrer) empfohlen worden war. Dort hab ich mal ausnahmsweise keine Cola getrunken, sondern ein "Pineapple Freeze" (Eis-Ananas). Boa, war das toll! War richtig teuer, mit 15 Yuan, aber auch riesig und einfach nur super. Gegessen hab ich irgendwas mit Meeresfruechten und Huehnchen und Reis. Man weiss es nciht. Am Ende hat die Rechnung nicht gestimmt, und ich Trottel frag natuerlich nach. Und siehe da, es waren 9 Yuan yu wenig gewesen. Egal...der eine Euro. Wir haben fuer zwei komplette, sehr saettigende Essen plus drei Getraenke (carolin hatte eine cola, ich zwei mal Ananas) insgesamt 79 Yuan (7,90 Euro) bezahlt. Und das in einem Nobelkaufhaus. ich bin erstaunt. Ausserdem hab ich Converse gesehen, die sehr original aussahen (und wahrscheinlich auch sind, weil sie ja in einem richtigen Kaufhaus verkauft werden, wo auch noch Converse dabei steht) und gerade mal 24 Euro gekostet haben. Bei uns kosten die 100 Euro! Dasselbe mit CDs, die auf jeden Fall original sind. Alle so im Schnitt 2 Euro! Dafuer sind die Gitarren, die ich bisher gesehen hab recht teuer. Hab noch keine wirklich gute bis 100 Euro gesehen. Mal schauen, haette gerne eine.

Dadurch dass alles so guenstig ist, ist man verleitet schnell viel Geld auszugeben. Ich glaub ich sollte mir aufschreibn was ich mir kauf. Bisher hab ich knapp 85 Euro ausgegeben. Hab aber auch schon einiges dafuer bekommen, u.a. einen Wasserkocher (20 Euro, ja, verdammt teuer, keine Ahnung warum), Zimmerschluessel (100 Yuan), SimKarte (60 Yuan), eine Metrokarte (50 Yuan), zwei Handtuecher (60 Yuan), viel zu Essen und ne Menge Kleinkram (wie z.B. Internet :) Morgen eroeffne ich mir ein Konto bei der Bank of China. Dann klappt das hoffentlich alles so wie ich will.

Eine Sache finde ich gut: Ich fuehl mich ueberhaupt nicht unsicher. Ich bin jetzt nicht uebermaessig unvorsichtig. aber ich hab nie das gefuehl um mein leben oder mein geld bangen zu muessen. Find ich gut. Ich fuehl mich sogar sicherer, als z.T in Berlin. Einfach weil hier immer sooo viele Leute sind, und du eigentlich nie irgendwo alleine bist.

Das Unigelaende fuellt sich langsam. Immer mehr Leute kommen an. Das Semester geht offziell erst am 1. Maerz los. Unsere Kurse aber leider erst am 5. Leider, weil ich so schnell wie moeglich diese bloeden Zeichen lernen will. ALLES ist mir hier Zeichen geschrieben. Und nur wenig in Englisch. Und die allerwenigsten sprechen auch nur ein Wort Englisch. Das ist oft sehr nervig, wenn man nur fragen will was denn das Internet fuer eine Stunde kostet. Es kostet uebrigens 4 Yuan. Gestern war ich sehr ueberracscht, dass ich von den 20 nochmal 16 zurueckbekommen hab.

Lustig ist, ueberall um sich herum diese Sprache zu hoeren. Klingt schon sehr anders. Und man merkt direkt, wenn ein Auslaender da ist. Trotz der Menschenmassen hab ich heut aber auch mindestens 4 Deutsche getroffen. Die Welt ist klein...

So, jetzt ists verdammt spaet. 23:21. Ich sollte mal schlafen gehen. Ich werde wohl doch etwas oefter schreiben, als ich gedacht hab. Einfach, weils mir Spass macht zu berichten. Und wenn ich Feedback bekomme machts noch mehr Spass. Stellt ruhig Fragen, ich will sie gerne beantworten. Bisher ist eingeltihc noch nichts passiert. Das kommt erst. Aber ich rede gerne und viel :)

Bis bald.

Euer Randy, tatsaechlich in China

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Wo bleibt mein (sicher nur 500 Yuan kostender) Tiger?^^

Anonym hat gesagt…

Ziemlich interessant und aufschlussreich das alles. Gerade solche ersten Eindrücke, die vermutlich mit zunehmender Shanghai- und Zhongwen-Vertrautheit verblassen. - Alles Gute euch weiterhin!