Freitag, 15. Juni 2007

Hangzhou (Tag 69)

Wenigstens einmal wollten wir mal Shanghai verlassen. Ok, wir waren ja schon einmal weg, in Tai Shan. Aber irgendwie muss da doch noch was her. Und wer mal in Shanghai war, weiß, dass Hangzhou DAS Ausflugsziel überhaupt ist. Die Stadt liegt 180 von Shanghai entfernt im Westen (2 Stunden mit dem Zug). Sie war mal vor etwa 1000 Jahren Hauptstadt von China und hatte um die Zeit schon etwa 3 Millionen Einwohner, was recht beachtlich ist, wie ich finde. Dummwerweise ist es auch eine der Attraktionen, die die Chinesen unbedingt mal gesehen haben wollen. Man konnte also von vornherein mit vielen Leuten rechnen...Da ist auch sonst am Wochenende einiges los, weils eines der Rückzugsgebiete der Shanghaier ist. Aber in den Ferien der reine Wahnsinn...

Wie gesagt, insgesamt waren wir 6 Leute.



Und eigentlich wollten wir da ja eine Nacht übernachten, um einfach mal aus Shanghai rauszusein. Aber irgendwie konnten wir im Vorhinein kein Hotel finden. Also haben wir uns gedacht, dass wir einfach mal hinfahren. Während der Zugfahrt haben wir dann einige schöne Dinge erlebt. Unter anderem auch wie man einem netten Touristen versucht Hotels und billige Führungen anzudrehen. Nach einiger Zeit haben wir uns tatsächlich für ein vergleichsweise günstiges Hotel (ich glaub es waren so um die 130 Yuan pro Person) entschieden und auch anbezahlt. In Hangzhou angekommen sind wir dann der netten Dame mit vielen anderen Leuten zusammen zu einem Bus gefolgt. Dort hat sie uns dann nach einiger Zeit mitgeteilt, dass es wohl doch keine freien Zimmer mehr für uns gibt. Ok, super!! Was machen? Sie gibt uns das Geld zurück, und wir nochmal zurück zum Bahnhof auf die Suche nach einem anderen Hotel. Nach kurzer Zeit finden wir dann auch wirklich eine, die noch Zimmer frei hat. Also steigen wir in einen kleinen Bus und fahren quer durch Hangzhou (Riesenstadt!!!) zu einer recht großen und ansehnlichen Hotelanlage. In der Hotellobby teilt man uns dann nach einigem Zögern mit, dass Ausländer hier nicht wohnen dürfen! Oder noch besser: Leute, die nicht wie Chinesen aussehen! Denn die beiden Japaner, die wir dabei hatten, hätten ohne Probleme bleiben können. So ne Frechheiten. Mit denen war nicht zu reden. Die haben gemeint, es kommt regelmäßig die Polizei vorbei und überprüft alles. Keine Ahnung, warum, aber wir mussten tatsächlcih gehen, und sogar noch für den Bus bezahlen. So ne Schweinerei...

Da standen wir dann. Mitten in Hangzhou. Und dann hats auch noch angefangen zu schütten ohne Ende. Unfassbar. Kein Hotel, nass, und einfach ein wenig frustriert. Aber wir haben uns den Spaß nicht verderben lassen, und haben uns auf die Suche nach neuen Abenteuern begeben. Die größte Attraktion in Hangzhou ist der 西湖 (West lake, Westsee). Der ist RIESIG und man kann ne Menge Zeit damit verbringen, drumrumzulaufen. Die ganze Stadt ist darum angelegt. Der See ist nicht natürlich, er wurde vor langer Zeit von irgendeinem Kaiser angelegt. Die ursprüngliche Bucht wurde einfache geschlossen, und mit kleinen künstlichen Inselchen in der Mitte zugepflastert. Find ich ja persönlich nicht so prickelnd, vorallem weil alles ein wenig zu aufgesetzt gewirkt hat. Aber das ist typisch China, das ist mir ja auch schon in TaiShan aufgefallen. Man hat immer das Gefühl, alles wurde extra für Touristen hergerichtet. Es gibt kaum was "echtes".

Egal. Wir sind dann einen Teil um den See gelaufen, haben dann in einem kleinen Restaurant was gegessen (in dem man übrigens wunderbar schlafen konnte, da die überall Kissen liegen hatten, genau richtig für uns :)



, und sind dann zu den kleinen Inselchen aufgebrochen. Das hätte man sich meiner Meinung auch sparen können, da diese absolut mit Touristen überfüllt waren, und man sich wie eine überzählige Sardine gefühlt hat...Aber so sah es auch rund um den See und in der Stadt aus, und das obwohl das Wetter so mies war. Wie das wohl gewesen wäre, wenn das Wetter gut gewesen wäre? Ich will gar nicht dran denken.

Nett finde ich immer wieder, wenn man in China als Ausländer rumläuft, dass man immer was Besonderes ist. Und wenn man dann noch irgendwas in der Öffentlichkeit macht, wirst du ohne Ende angegafft, ohne Hemmungen. Wie z.B. hier, als wir ein kleines Gruppenfoto gemacht haben. Direkt hat sich die halbe Welt um uns rum versammelt. Zuerst hab ich ja noch gedacht, die wollen nur auch ein Foto von de Statue im Hintergrund machen, aber als wir fertig waren, sind die tatsächlich alle einfach weitergegangen. Schon lustig :)





Gegen 18.00 haben wir dann angefangen uns Gedanken darum zu machen, wie wir denn zurückkommen könnten. Also haben wir uns schnellstmöglich wieder an Land begeben, was gar nicht so leicht war, weil die Färenplätze erst finden musste, und dann auf eine warten musste. Dann schnell in ein Taxi, auf zum Bahnhof.

Und was wir da dann gesehen haben, hätten wir uns ja denken können, aber dass es sooo krass sein wird, hätte ich nciht gedacht. Tausende Menschen, wartend, vor der Bahnhofshalle, in der Halle, einfach ÜBERALL. Soooo viele Menschen. Und ihr könnt euch denken, warum uns das zum Denken gebracht hat. Ja, denn wir hatten noch keine Rückfahrttickets gekauft. Ein Grund dafür war, dass die Dame, die uns in dem Bus zu dem versprochenen Hotel gebracht hat, gemeint hat, sie würde für uns die Rückfahrttickets kaufen, weil man dafür doch viel zu lange anstehen müsste. Super, wir hatten keine Tickets. Also hin zum Schalter und gefragt wann der nächste Zug nach Shanghai fährt. Die Antwort wie erwartet "morgen früh um neun". Das war der nächste Zug mit freien Plätzen. Natürlich gabs noch viel mehr Züge, aber alle bis auf den letzten Platz ausgebucht. 没有办法 (= keine Möglichkeit). Ok, was tun? In dieser Situation hab ich ein nettes Video gemacht:



Im Endeffekt sahs dann so aus, dass Tomoko einen anderen wartenden Chinesen gefragt hat. Sie sind dann zusammen zu irgendeiner Zeitungsverkäuferin gegangen, haben ihr Geld in die Hand gedrückt (6 Yuan pro Person). Danach konnten wir an der Security vorbei zum Bahnsteig, und auf den Zug drauf. Wer hätte das gedacht ??? Dort konnten wir dann tatsächlich Tickets kaufen, allerdings nur Stehtickets, was aber angesichts einer 2-stündigen Fahrt nicht so schlimm war.



Als wir dann zurück in Shanghai waren, die UBahn nach XuJiaHui (der Distrikt wo die Uni ist) genommen hatten, wurde ich von diesem riesigen Bild empfangen:



Da war ich dann doch ziemlich geschockt. Sowas will man doch nicht sehen nach einem anstrengenden Tag. So was will man eigentlich nie sehen.... Na ja, auf jeden Fall wars ein Tag voller Abenteuer. Sehr schön :)

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