Mittwoch, 8. August 2007

Bootsfahrt, Yichang, Xian, Beijing

Ich bin in Beijing (Peking), und es ist glaube ich auch ein guter Zeitpunkt um jetzt dort zu sein. Gerade waehrend ich schreibe, laufen die Feierlichkeiten auf dem Tian an men Platz, weil genau dort in genau einem Jahr die Olympischen Spiele eroeffnet werden. Gestern sind die Caro und ich in stroemendem Regen ueber den kleinen Teil eben dieses Platzes gegangen, der nicht abgesperrt war. Hat ein wenig gedauert, bis wir verstanden hatten, warum denn alles gesperrt ist. Irgendwann haben wir dann einen Haufen Flaggen laufen und marschieren gesehen, da wars dann klar.

Die olympischen Spiele sind hier sowieso sehr praesent. Ueberall sieht man Poster und Schriften, im Fernsehen, auf den Strassen (gerade in der Sekunde hat ein Mega-Feuerwerk draussen angefangen, dass ich nicht sehen, aber sehr wohl hoeren kann, klar, koennten auch wieder die Japaner sein, die Shanghai mittlerweile eingenommen haben und sich jetzt Beijing vornehmen) :) In der Naehe vom Tiananmen findet man dann auch die obligatorische Uhr, die runterzaehlt (noch ziemlich genau 365 Tage).

Gestern sidn wir angekommen, aber wir konnten leider nicht viel sehen, da es in Stroemen geregnet hat, und viele der guten Sachen eben draussen sind. Wir haben uns dann mehr aus Frustration denn aus Interesse das Front gate angeschaut, das ehemals wichtigste Tor im alten Beijing. Darauf steht ein Riesenturm, auf dem der Kaiser gebetet hat. Das war dann alles doch wesentlich interessanter, als ich gedacht hatte und ich hab tausend Fragen gestellt, so dass das von mir genervte Personal (wer ist schon nciht von mir genervt :), sichtlich froh war als ich gegangen bin :) Wir sind dann zurueck zum Hostel (wir sind uebrigens im City center international youth hostel, in der Naehe der Beijing Main Train station, nicht hingehen! Ich mags nicht, zu teuer, und irgendwie nervig...) und dann zu einer Akrobatenvorstellung. Dort haben junge Akteure (etwa 10 - 17) grossartige Kunstueckchen vollbracht, groesstenteils aehnliche Dinge wie in der Show in Shanghai, die, wie fast leider sagen muss, um Laengen besser war. Aber man darf hier auch nicht soviel erwarten. Die "Kinder" haben gezeigt, was sie gelernt haben, und es war trotzdem verdammt genial. Die Shanghaier Show hat einfach in einer ganz anderen Liga gespielt und war auch doppelt so teuer gewesen. Aber die Kiddies waren echt gut, kann man nix sagen. Leider hab ich eben die Shanghaier Show vorher gesehen, ein wenig aergerlich. Ach ja, diesmal hats 100 Yuan gekostet. Bei solchen Shows sag ich mir auch immer "in Deutschland muesstest du dafuer en Haufen Geld bezahlen". Was gezeigt wurde bestand groesstenteils aus Tellerjonglage, Diabolos und ner Menge Koerperakrobatik (krass wie die sich verbiegen koennen).

Heute sind wir dann sehr frueh raus und ab zur Mauer. Wir sind diesmal nicht ueber eine organisiert Tour hin sondern wollten das selber irgendwie mit normalen Bussen machen. Scheinbar waren wir schon zu spaet (7:45) dran. Eine nervige Frau ist uns die ganze Zeit gefolgt auf dem Busbahnhof, und wollte uns ihr Auto andrehen um zur Mauer zu kommen. Am Ende waren wir verzweifelt, und haben andere Westler angesprochen. Die waren Franzosen und wollten tatsaechlich auch zur Mauer, und zwar durch Zufall zum selben Abschnitt wie wir ( es gibt da naemlich mindestens 5 Alternativen). Wir wollten zu einem cooleren Abschnitt, mit nicht zu vielen Touristen, wo man auch noch echte Mauer erleben kann und vorallem Landschaft. Somit sind wir dann tatsaechlich mit den Franzosen und eben diesem Auto zur Mauer gefahren (100 Yuan pro Person hin- und zurueck, allerdings getrennt bezahlt). Wirklich aergerlich ist, dass die Chinesen nie erwaehnen, dass man spaeter noch mehr bezahlen muss. So auch diesmal. Sie hatte gemeint wir sind in zwei Stunden dort. Im Auto meint sie dann ploetzlich wir muessen noch die Autobahngebuehren zahlen. Die waren nicht hoch (35 Yuan fuer das ganze Auto), aber einfach nervig, dass sie es nicht vorher gesagt hatte. Der Eintritt fuer die Mauer hat 50 gekostet, und spaeter nochmal 40, weil wir bis zu einem anderen Abschnitt gelaufen sind. Das war echt ne Tour!! Krass. Ich bin ja schon immerhin zum Tai Shan hochgelaufen, und das war anstrengend (ich erinnere 7000 Stufen), aber die Mauer war noch krasser. Hoch und runter, ueber unglaublig gefaehrliche Wege, aber ne super Aussicht. Leider - ich weiss nicht ob "leider" da das richtige Wort ist - haben wir schon ne Menge coole Aussichten in Tibet gesehen, rein landschaftlich gehts eigentlich nicht besser. Die Mauer war trotzdem krass. Besonders weil sie eben nicht ueberall renoviert ist. Aber wie gesagt, verdammt gefaehrlich. Die Steigungen sind teilweise nicht normal. Wie konnte ein normalerweise kleiner Chinese solche Stufen laufen? Und selbst die normalen Wege ohne Stufen sind z.T. so steil, dass man tierisch aufpassen nicht auszurutschen. Zu allem uebel sind viele Teile teilweise oder sogar komplett zerstoert, so dass das Laufen nochmal erschwert wird. Aber hinterher fuehlt man sich schon gut. Man muee ne Menge Pausen machen, dann gehts. Insgesamt haben wir 4,5 Stunden von dem einen Parkplatz, wo wir gestartet sind, zu dem anderen. Insgesamt sind wir damit 10 km Mauer gelaufen, bei groesster Hitze. Ein paar nervige Sachen gabs auch hier. Zum einen mussten wir auch hier wieder 5 Yuan fuer die Ueberquerung einer Bruecke bezahlen, was wir vorher nicht gewusst hatten. Ausserdem gabs ueberall Leute, die Eiswasser verkaufen wollten. Nach einiger Zeit hatte ich mich dann dran gewoehnt, dass die tatsaechlich in jedem Turm sitzen und einem auf dem Weg begegnen. Im Endeffekt sind es arme Leute, die Geld verdienen wollen. So bringen sie gefrorene Getraenke den ganzen Weg zur Mauer hoch (ob die fuer die Mauer zahlen muessen?). Und laufen da den ganzen Tag rum. Schrecklich, aber besser als manch anderer Job in China. Ein weiteres Hightlight in diese Kategorie hatten wir in einem Kaufhaus, als wie eine Bank gesucht haben. Die war im 4. Stock, also hat man uns empfohlen den Aufzug zu nehmen. Haben wir auch gemacht. Darin sass ein einsamer Mensch an einem Tisch und hat die Knoepfchen fuer die Stockwerke gedrueckt. Das ist mal ein miesser Job. Den ganzen Tag in diesem Ding, hoch und runter, weit weg von jeglichem Sonnenlicht. Ich war auf jeden Fall froh, wieder von der Mauer runter zu sein. Und ja, es gab nicht viele Touristen. Da war ich doch sehr froh drum. Krass, wenn man sie vorstellt wie diese Mauer mal gebaut worden ist. Unfassbar was da fuer Steine rumliegen und aufeinanderliegen. Und das alles im NICHTS! Und die Mauer hat ja auch nie wirklich ihren urspruenglichen Sinn erfuellt, da sie absolut nicht in der Lage war Eindringlinge abzuhalten. Aber sie hat immerhin der Kommunikation (herannahende Feinde konnten ueber die unzaehligen Wachtuerme schnell angekuendigt werden) und dem Transport (Teil der Seidenstrasse) gedient. Ach ja, noch schnell mal ein paar Maerchen aufklaeren. Die Mauer ist schon lange nicht mehr eins. Urspruenglich waren es viele Mauern, die dann zu einer vereinigt wurden, ueber die Zeit aber wieder abgetragen wurde, zum Grossteil, und zum Strassenbau oder Haeuserbau verwendet wurden. Somit gibts jetzt wieder ganz viele mehr oder weniger gut erhalten Stuecke, je nachdem wie zugaenglich diese Teile eben waren. Und: Man kann die Mauer NICHT von Weltall aus sehen, wie viele immer noch behaupten. Der lonely Planet meint, dieses Geruecht wurde endgueltig aus der Welt geschafft, nachdem der erste Chinese im All 2003 die Mauer nicht sehen konnte.

Morgen gehts wohl zur Verbotenen Stadt, wenn's Wetter haelt. Ach ja, ich hab ganz vergessen die Bootsfahrt zu erwaehnen. Was mir da einfaellt ist vorallem, wie geizig ich in China geworden bin. Hier ist natuerlich fuer uns Europaeer alles recht billig, geb ich offen zu. Trotzdem hab ich mir jetzt angewoehnt sogar beim Wasser, dass ich in irgendwelchen Laeden am Strassenrand kaufe um 10 Cent zu handeln. Die Bootsfahrt war ingesamt recht cool und ich werd sie in guter Erinnerung behalten, auch wenn es wieder einige Dinge betreffend Geld gab, die ich einfach nicht vergessen kann. Im Prinzip ist es mal wieder die typische Touristenabzocke (diesmal zum Glueck auch mal fuer Chinesen). Wir wollten die Fahrt eigentlich so guenstig wie moeglich halten, aus vielerlei denke ich verstaendlichen Gruenden. Man muss dazu sagen, dass Reisen in China definitiv guenstiger ist als in vielen anderen Laendern. Fuer ein Hostel mit einfachem gutem Bett im Dorm (also 8 - 15 Betten oder mehr), ner warmen Dusche, Internet und dem ganzen Kram bezahlt man fuer gewoehnlich nicht mehr als 30 Yuan, manchmal, wie hier in Beijing auch mal 40 - 50. Wir reden hier also von geringen Preisunterschieden. Aber wie gesagt, man wird geizig, und ich bin ja schliesslich auch ein armer Student. Wir haben die Fahrt von Xian aus gebucht und auch dort anbezahlt, den Rest dann in Chongqing bei der travel agency. Der Grundpreis waren 530 Yuan. Der Preis beinhaltete ein Bett der 2. Klasse fuer 3 Naechte und 4 Tage. Ausserdem das Abholen vom Bahnhof in Chongqing und den Transport nach Yichang am Ende der Reise. Im Preis sind noch keine Touren drin, und auch kein Essen. Die Touren kamen uns am Ende ganz schoen teuer, insgesamt weiter ueber 500 Yuan. Und manche davon waren definitiv NICHT ihr Geld wert. Unfassbar, wie man da z.T. abgezockt wird. Und fast immer gabs im Nachhinein noch irgendwas wo man nachbezahlen musste oder konnte. Zum Glueck mussten wir nicht mehr viel fuer Essen bezahlen. Wir haben quasi fast nur von kalter Kueche gelebt. Ein wenig Wurst und Brot. Ausserdem hatten wir Babybrei gekauft, den man mit warmem Wasser aufgiessen kann. Macht wunderbar satt, und schmeckt nicht schlecht (und ist guenstig). Das Schiff war super, und so ne Reise auf dem Wasser macht Spass, warum auch immer. Sehr entspannend, man kann viel lesen und die Landschaft begutachten. Der Fluss auf dem wir gefahren sind, war ja der Yangtzi, also genau der, auf dem die Chinesen diesen riesigen schrecklichen Staudamm gebaut haben (den haben wir uns auch angeschaut, RIESIG!!). Insgesamt steigt dadurch der Wasserpegel von urspruenglich 70 auf dann 175 m, wenn denn das Becken mal vollgelaufen ist. Das ist voll krass, wenn man sich das vorstellt. Derzeit fehlen noch etwa 20 m, und selbst da wird noch ne Menge untergehen, was man wunderbar sieht, da ueberall Landmarken angebracht sind, die einemm sagen, wo denn genau 175m liegen. Unfassbar!! Und da liegen bereits ueber 80 m drunter. Somit sind Inseln entstandne, wo es vorher keine Inseln gab und viele viele historische Schaetze einfach im Wasser verschwunden. Keine Ahnung wie die Chinesen das rechtfertigen koennen. Die produzierte Energie reicht gerade mal fuer Shanghai. Anstatt staendig neue Energiequellen zu finden, sollten sie lieber Energie reduzieren. Allein in Shanghai wird soviel Energie z.B. fuer Leuchttafeln verwendet. Wie auch immer, auf der Reise hab ich mit einer Chinesin ein wenig englisch gelernt, mit franzoesichen Lehrern ueber das franzoesische Schulsystem diskutiert und mit Neuseelaendern ueber den Rest. War spassig. Und viele schoene Bilder sind bei rausgekommen, vorallem wegen den grossartigen ( im wahrsten Sinne "gross") Schluchten, die wir durchquert haben.

Ach ja, meinen Reisepass hab ich wieder. War kein Problem.

So, das war mal ein langer Eintrag. Mal gespannt wann ich wieder Zeit finde...

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