Freitag, 14. November 2008

Phantom of the Opera

Ach, der Titel sagt doch schon alles, oder? Poy und ich haben gestern mal wieder den Broadway besucht, und diesmal war das Phantom dran. Meine Erwartungen waren hier wesentlich hoeher als bei Marry Poppins und dem Koenig der Loewen. Dieses Musical hat mich in vielerlei Hinsicht inspiriert und ruft in mir starke Emotionen hervor. Die Geschichte beruehrt mich, und die Musik wurde in der Tat von einem "Angel of Music" geschrieben. Ich habe auch das urspruengliche Buch von Gaston Leroux gelesen. Und die Geschichte ist schlicht und ergreifend genial. Aber sowas ist ja bekanntlich Geschmackssache.

Das Theater ist schlicht und einfach huebsch und elegant (das Phantom wird dort immerhin schon seit 20 Jahren gespielt). Das Theater fuer Mary Poppins ist auch sehr schoen, aber auch viel gruseliger (vorallem wegen der Sitzposition in den oberen Reihen; SEHR steil nach unten abfallend). Das Theater, in dem der Koenig der Loewen gespielt wird, wirkt richtig schmucklos und konsumorientiert.

Wir hatten angesichts der Ticketpreise ($35 pro Ticket, ermaessigt ueber NYU Rabatt) schlechte Sitzplaetze (man kann auch viele hundert Dollar zahlen). Aber die Sicht war super, und der Sound noch viel mehr.

Ich hatte vorher noch nie das ganze Musical gesehen, oder auch nur die Geschichte gelesen (das Musical weicht stark von der ursrpruenglichen Buchfassung ab). Aber ich war von Anfang an gebannt. Die ganze Show ist voller Effekte und von einem unheimlich starken Spannungsbogen gepraegt. Oft wird deutlich, dass es ein Musical aus den 80ern ist. Alles wirkt ein wenig zu "bunt" und betont cool, wenn ihr wisst was ich meine. Das wird vorallem am Anfang deutlich: nach einer kurzen Einfuehrung in Form einer Auktion, bei der angebliches Material des Phantoms der Oper versteiegert wird, gehts mit der bekannten Musik los und ein anschaulich grosser Kronleuchter wird effektgeladen durch den Saal hindurch bis zur Decke gezogen, nachdem er zuvor verdeckt mitten auf der Buehne gelegen hatte. Begleitet von Blitzen und Pauken, ist es wirklich atemberaubend. Es wirkt ein wenig wie in einem Freizeitpark, uebertrieben und effekthascherisch, aber cool ;)

Die Schauspieler/Saenger waren alle durch die Bank weg super! Das Phantom hat eine herrlich boes-tiefe Stimme, wohingegen der "gute" Mann, Raul, rein und klar rueberkommt. Die Christine war vielleicht ein wenig blass und haette mehr mit den paar Koloraturen spielen koennen, dies dann doch gibt. Aber der Gesamtklang ist einfach genial! Richtig richtig cool wird es, wenn Christine das erste Mal mit dem Phantom in die Gewoelbe des Theaters herabsteigt. Unheimlich, unheimlich krass...Wie in einem Film, und einfach toll gestaltet. Die Buehne ist schwarz, und ueberall tauchen auf dem Boden, der in Nebel gehuellt ist, kleine Lichter auf. Man sieht eine Bruecke im Hintergrund und das Phantom und Christine kommen in einem Boot angefahren. Die Musik verursacht Gaensehaut!

Insgesamt wars ein super Musical, das vorallem gegen Ende ein paar Laengen hatte. Den Ausgang der Geschichte fand ich schrecklich, was wahrscheinlcih mit meinen gestiegenen Erwartungen nach dem Lesen des Originals zusammenhaengt. Aber was soll ich sagen? Ich hab mir einen kleinen Traum erfuellt. Und ich werds mir auf jeden Fall nochmal anschauen, spaetestens wenn meine Mama herkommt ;)

Am Ende gabs natuerlich das gewohnte Beifallklatschen. Aber auch eine kurze Werbeveranstaltung, durch das Phantom. Dessen Darsteller hat ganze 5 Minuten lang um Spenden fuer ein Aids-Hilfe-Projekt gebeten. Man koennte z.B. eine CD, einen Kalender mit den Unterschriften aller Akteure oder das "Phantom-der-Oper-Kochbuch" (!) kaufen. Das Geld geht dann automatisch an die beschriebene Aktion. Sowas ist hier relativ ueblich. Geld geben ist fast schon Alltag. Das wird besonders in der Metro deutlich, wo wirklich staendig irgendjemand irgendwas auffuehrt, oder einfach nur um Geld bittet (bettelt). Gruende sind: Job verloren, teure Operation, obdachlos, einfach nur Arbeit, Spendenaktion. Einer bettelt sogar fuer die Studiengebuehren an der NYU (keine Ahnung wie ernst das ist, auf jeden Fall ist es sozialkritisch).

Als wir aus dem Theater rauskamen, haben am naechsten Theater ewig viele Leute auf etwas gewartet. Das Theater ist das, wo derzeit Daniel Radcliffe, der Harry Potter-Darsteller aus den Filmen, auftritt, dazu auch noch halb-nackt. Die Show war schon vorbei, und die Leute haben auf Autogramme gewartet. OK, da haben wir uns eben auf die andere Strassenseite gestellt und zugeschaut. Nicht, dass ich den Typ unbedingt sehen wollte. Aber Poy fand es toll den echten Harry Potter sehen zu koennen. Nach ein paar Minuten kam er dann, und ich muss sagen, ein echter Winzling der Kerl. Abgesehen davon ein Riesen-Tara um einen Filmstar. EIn Haufen Polizisten, und das wahrscheinlich jeden Tag, wenn er Auftritt hat.

Alles in allem ein gelungener Tag.

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